Es war verdammt knapp, der Weizen schon eingesät, die Zufahrt eng. Doch der Schutzwagen schaffte es auf das neue Gelände der DRK-Natur-Kita in Appen. Sogar die Adresse passt zum Profil: Distelkamp 1. Am Ende packten alle mit an, damit der Kitabetrieb mit den ersten fünf Kindern aufgenommen werden konnte. „Zum Glück hatte der Bauer Mitleid mit uns“, fasst Manuela Jonassen, die Kita-Leiterin, die Überwindung der letzten logistischen Hindernisse zusammen. Dazu gehörte auch, dass die Betriebserlaubnis gerade noch rechtzeitig eintraf. Eigentlich hätte es schon im Oktober losgehen sollen. Jetzt scheint die Junisonne wie im Bilderbuch über das weitläufige Wiesengelände. Von den Kindern keine Spur.
In Gummistiefeln und Wanderschuhen
„Am 2. Juni haben wir erstmal alle gemeinsam gefrühstückt“, erinnert sich Jonassen. Die Eltern der Kita-Kinder brachten Muffins mit, Obst und Eier vom eigenen Bauernhof. Und sogar eine Girlande. Gräser stehen noch in der Vase auf dem Tisch mit den Wasserflaschen, kleine Rucksäcke hängen auf den Haken am Bauwagen. Dann treten Kinder in Gummistiefeln und Wanderschuhen aus dem Schatten der Baumgruppe aufs weite Wiesengelände. „Der heißt bei uns Knackwald“, erklärt eine Vierjährige, „weil die Äste beim Drüberlaufen so knacken. Und ich bin eben auf den Baum geklettert!“
Hase und Igel sind auch mit dabei
Zu guter Letzt treffen die Erzieher ein. Bente Eichhorn und Matti Wolff. Der grinst und sagt: „Wir heißen wirklich so. Und die Kitagruppe, das sind die ‚Feldhasen‘.“ Er holt zwei Handpuppen aus dem Schutzwagen: Sönke, den Hasen, und Sören, den Igel. Sönke und Sören sowie die Sonnenschirme - alles Sachspenden von nebenan. Der Almthof hatte eine After-Work-Party veranstaltet und die Eintrittsgelder den neuen Nachbarn überreicht. Und die haben sich auf dem Gelände zwischen Weizenfeld, Tennisplätzen und Rosenbeeten schnell eingelebt. „Jeder Tag hier draußen ist anders“, erklärt Manuela Jonassen, „das weckt Neugier.“ Die zertifizierte Naturpädagogin weiß, wovon sie spricht.
Immer in Bewegung
Man muss nur auf den Boden schauen. Da blüht etwas, da krabbelt etwas weg. Das Abenteuer des heutigen Tages bestand darin, einen Kletterparcours mit echten Stämmen zum Balancieren und dicken Steinen anzulegen. „Der Raum ist der dritte Erzieher“, weiß Bente Eichhorn. „Hier gibt es kaum Konflikte“, ergänzt Matti Wolff. „Das Kühlpack brauchen wir nur bei einem Wespenstich“, setzt die Kitaleiterin hinzu, „wir sehen schon jetzt, wie gut sich die Motorik der Kinder ausbildet. Sie wissen, was sie sich zutrauen können.“ Bereits den ersten Ast zu erklimmen ist aufregend und aus Kinderperspektive hoch genug, um mal von oben herunterzuschauen.
Jedes Wetter ist Spielwetter
„Das Warten hat sich gelohnt.“ findet Svenja, eine der Mütter, die um 13:30 Uhr ihre Kinder abholen. „Hier ist einfach viel Platz, die Kinder können sich entfalten.“ Und was ist, wenn es kalt und regnerisch ist? „Dann haben wir unseren Schutzwagen“, sagt die erfahrene Naturpädagogin und zuckt mit den Achseln. „Oder wir bewegen uns etwas schneller.“ Schließlich kann man auch im Matsch Spaß haben, wie das bis oben bespritzte, rosa T-Shirt eines Kita-Kindes zeigt. Die Lütte hat heute in der Matschküche gekocht, morgen sind vielleicht die Hochbeete dran. Möhren und Radieschen sind schon gesät.