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100 Jahre JRK: aktiv „in real life“

Henrike Wagler, Kathrin Fruggel und Tim Hartmann blättern in alten JRK-Zeitschriften
Henrike Wagler, Kathrin Fruggel und Tim Hartmann blättern in alten JRK-Zeitschriften

Nicht digital, nicht remote, sondern aktiv im analogen, echten Leben – das ist das Jugendrotkreuz. Dass dies einmal eine Qualität sein würde, hätte man vor hundert Jahren gewiss nicht gedacht.

Auf dem Tisch liegen handkopierte Ausgaben der JRK-Zeitschrift "Kreissäge". Schon die hellrosa, hellblauen und hellgelben Cover vermitteln: Das ist JRK-Historie. 500 Stück betrug die Erstauflage 1982. JRK-Kreisleiter Tim Hartmann und seine Stellvertreterinnen Henrike Wagler, Kathrin Fruggel, schmökern in den Heften. Der Anlass: 100 Jahre Jugendrotkreuz. Sie blättern durch Berichte und selbst gezeichnete Comics, etwa vom „Sanisaurus“ (ähnelt dem T-Rex), Tipps für den „ZPS“ (Zahnputzspaß), ein Früchtebrot-Rezept (zerbröselt nicht im Rucksack). Aus den Seiten sprechen Tatendurst, Fantasie und eine eigene Kultur. Die vor Ort gedeiht.

„Neue Mitglieder bekommen wir häufig, wenn einer eine mitbringt, ins JRK des Ortsvereins.“, erklärt Tim Hartmann, der mit der „Taskforce IT“ unter anderen die Website aktuell hält. Er selbst stamme aus einer „JRK-Familie“ fasst der 34-Jährige seine Ehrenamts-Historie zusammen: „Meine Eltern haben sich beim JRK kennengelernt, ich bin immer mit rumgesprungen und mit 6 Jahren selbst eingetreten.“ Das ist das früheste Eintrittsalter. Garantiert ist: Langweilig wird es nie beim JRK. Mit Klassikern wie „Teddy braucht Hilfe“ über den Schulsanitätsdienst bis zum Pfingstzeltlager und dem Nachtorientierungslauf wird jede Altersstufe angesprochen. Und mit der Zeit gibt es viel, was verbindet und ein Wir-Gefühl erleben lässt.

Henrike Wagler, verantwortlich für Kommunikation, gibt ein Beispiel: „Rituale werden weitergegeben. Bei großen Veranstaltungen kommt ein ‚Hallo‘ von der Bühne, woraufhin alle ‚Hier!‘ zurückrufen. Und dann geht es los.“ Dass alle mitmachen können, ist für Kathrin Fruggel, JRK-Vertreterin im DRK-Kreisverband, der rote Faden, der sich bis heute durchzieht. „Es ist egal, wo man herkommt oder welche Voraussetzungen man hat, jede und jeder ist willkommen. Du kannst dich ausprobieren und deine Stärken einbringen.“ Sie zählt im Kreis Pinneberg 237 JRK-Mitglieder und 459 Projektmitglieder, die für einzelne Aktionen bereitstehen.

Zu den Aktionen gehören die Nachtorientierungsläufe (NOL), die das JRK jedes Jahr ausrichtet. So auch 2024: Der Einladung folgten 135 Jugendliche aus ganz Deutschland – nicht nur vom JRK, sondern auch vom THW und der DLRG, um sich im Norden die Nacht um die Ohren zu schlagen. Nicht zuletzt, weil die hiesigen NOL einer spannenden Geschichte folgen. Angelehnt an die beliebte Hörspielreihe „Die drei ???“ war ein Kriminalfall um einen Erbschleicher zu lösen. Und natürlich musste auch Erste Hilfe geleistet werden. Neu im Einsatz war eine frisch programmierte App, mit der die Teilnehmenden per GPS geortet werden konnten. Begleitet wurde der NOL von 90 JRK-Mitgliedern. Gegen den Hunger gab es „Tante Mathildes Kirschkuchen“ und für das nötige Drama sorgten Kunstblut und Notfalldarsteller.

„So bin ich dazu gekommen“, erinnert sich Henrike Wagler. In der neunten Klasse hatte sie eine Freundin zur JRK-Gruppenstunde begleitet und war gleich als ‚Verletzte‘ für die Notfalldarstellung gecastet worden. „Das hat Spaß gemacht. Und der Gruppenleiter hat mir gleich eine Beitrittserklärung mitgegeben...“ Die heute 28-jährige Studentin ist immer noch dabei und liebt die Organisation, wie die der Kanufahrt auf der Schwentine mit zwei Übernachtungen. „Das ist schon eine Verantwortung. Man kann Zeltstangen vergessen oder Nudeln zu Pamps kochen.“ Was zum Glück noch nie passiert ist. „Man wächst eben mit seinen Aufgaben.“ Und manchmal sogar über sich hinaus. So wie das JRK Elmshorn 2023 und der Schulsanitätsdienst der GHS in Wedel 2024, die jeweils den JRK-Landeswettbewerb gewannen und sich damit für den Bundeswettbewerb qualifizierten.

Veranstaltungen und Aktionen plant an jedem zweiten Dienstag im Monat der JRK-Kreisausschuss, der aus elf Mitgliedern besteht. Die regelmäßigen Presseberichte, wie „Bildungsministerin besucht Schulsanitätsdienst“ oder „Spielerisch zum Retter werden“, zeigen, wie wichtig die eigenständige Jugendorganisation des Deutschen Roten Kreuzes in den Städten und Gemeinden des Kreises Pinneberg ist. JRK-Mitglieder waren beim großen DRK-Organspendetag in Appen sowie bei der „Utopia Kinderstadt“ in Elmshorn dabei. Im Prinzip sind sie überall dort präsent, wo es ums Miteinander und Füreinander geht. Was kein Zufall ist.

Denn: „Das JRK macht auf die Bedürfnisse benachteiligter Menschen aufmerksam und setzt sich für eine menschliche, solidarische und gewaltfreie Welt ein.“ So steht es auf der Website des JRK im Kreis Pinneberg. Bundesweit zählt das Jugendrotkreuz 160.000 Mitglieder und ist damit einer der größten Jugendverbände in Deutschland. DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt gratulierte am 27. Mai 2025 zum 100-jährigen Jubiläum und dankte „allen Kindern und Jugendlichen für ihr Engagement“, das sie auch befähige, „ihre Stimme zu erheben“. So wie die „Kreissäge“, die sich 1982 während des Golfkriegs gegen Kriegsspielzeug im Kinderzimmer aussprach.

Website des JRK im Kreis Pinneberg >>